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Zwei Jahre Krieg im Sudan: Weltgemeinschaft muss schneller handeln, um die Ausbreitung einer Hungersnot zu stoppen

Zwei Jahre Krieg im Sudan: Weltgemeinschaft muss schneller handeln, um die Ausbreitung einer Hungersnot zu stoppen
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Köln (ots) -

Zwei Jahre Krieg im Sudan haben die schlimmste Hungerkrise der Welt ausgelöst: Hungersnot sowie Massenhunger breiten sich im ganzen Land aus und humanitäre Organisationen arbeiten im Wettlauf mit der Zeit, um die Menschen vor Beginn der Regenzeit im nächsten Monat mit humanitärer Hilfe zu erreichen. Die internationalen Regierungen, die am 15. April auf der Londoner Konferenz zusammentreffen - welche gemeinsam vom Vereinigten Königreich, Frankreich und Deutschland ausgerichtet wird und an der rund 20 Außenminister teilnehmen - müssen sich auf dringende Maßnahmen einigen, um eine weitere Ausbreitung der Hungersnot zu verhindern, so die Hilfsorganisation Islamic Relief.

Bisher wurde in mindestens fünf Gebieten in Darfur und Kordofan im Westen des Landes die Hungersnot ausgerufen und an 17 weiteren Orten besteht die Gefahr, dass in den kommenden Wochen eine Hungersnot ausbricht. Fast 25 Millionen Menschen - etwa die Hälfte der Gesamtbevölkerung - sind nun im ganzen Land mit akuter Nahrungsmittelknappheit konfrontiert, und die weltweiten Mittelkürzungen für humanitäre Hilfe verschärfen die Krise drastisch. Die extreme Gewalt gegen Zivilisten, bei der allein in den letzten Wochen Hunderte von Menschen getötet wurden, hat zu einer humanitären Katastrophe geführt.

Mitarbeitende und humanitäre Helfende von Islamic Relief im ganzen Land - von abgelegenen Dörfern in Darfur im Westen bis hin zu überfüllten Lagern im Ostsudan - berichten von Fällen extremen Hungers und vertriebene Familien berichten von Menschen, die aus Mangel an Nahrung gestorben sind.

Mütter sorgen sich um ihre Kinder, denn die Lebensmittel werden noch knapper

Hiba Mohammed Daba, 45, die vor Angriffen in der Nähe ihres Hauses in Nord-Kordofan in ein Lager in Gedaref im Ostsudan geflohen ist, sagte gegenüber Islamic Relief, sie fürchte um das Leben ihrer Kinder:

"Ich weiß, dass mindestens fünf Menschen im Lager an Hunger gestorben sind. Vor dem Krieg war mein Leben sehr nachhaltig und einfach, aber jetzt sind die Lebensbedingungen hier sehr schlecht. Ich überlebe von einer Mahlzeit am Tag, die aus Mehl mit Wasser und Zucker besteht. Der Nährwert des Essens ist schlecht und es bietet nicht das, was meine Kinder brauchen. Ich gebe ihnen von dem Essen, aber es ist nicht genug für sie. Sie werden häufiger krank und werden immer leichter und schwächer. Ich bin leichter als früher und mein Kleid passt nicht mehr. Ich denke, die Situation wird sich fortsetzen und ich und meine Kinder werden immer schwächer werden."

Seit Ausbruch des Krieges im April 2023 hat Islamic Relief als globales Hilfsnetzwerk mehr als 1,2 Millionen Menschen im Sudan mit Nahrungsmitteln und anderen lebensrettenden Hilfsgütern versorgt - doch das reicht nicht aus, um den überwältigenden Bedarf der Menschen zu decken.

Landesleiter spricht von mehr unternährten Kindern als je zuvor und verlangt Aufstockung der Hilfe

Elsadig Elnour, Landesleiter von Islamic Relief im Sudan, sagt zur Lage vor Ort: "Zwei Jahre dieses schrecklichen Krieges haben dazu geführt, dass Millionen von Menschen im ganzen Land auf der Suche nach Nahrung sind. Bauern wurden von ihrem Land vertrieben, Märkte wurden angegriffen, Lebensmitteltransporter geplündert, und ganze Städte werden belagert. Wir behandeln mehr unterernährte Kinder als je zuvor. Unsere Mitarbeitenden sind erschöpft und werden selbst aus ihren Häusern vertrieben, aber sie leisten lebensrettende Hilfe, wo immer sie können. Doch nun verschlimmern die weltweiten Mittelkürzungen die Lage noch weiter - und das zu einem Zeitpunkt, an dem die Hilfe dringend aufgestockt und nicht gekürzt werden muss."

Weniger als 10 Prozent der benötigten finanziellen Mittel stehen zur Verfügung

Islamic Relief appelliert am Vorabend nochmal an alle Regierungen auf der Londoner Konferenz und darüber hinaus, die Mittel für die Hilfe aufzustocken, um die Ausbreitung der Hungersnot zu verhindern, und Druck auf die Kriegsparteien auszuüben, damit die humanitären Organisationen ungehinderten Zugang zu allen hilfsbedürftigen Menschen im Land erhalten.

Die Konfliktparteien haben die humanitäre Hilfe in Gebieten außerhalb ihrer Kontrolle wiederholt durch bewaffnete Gewalt, Bewegungseinschränkungen und bürokratische Hindernisse behindert.

Trotzdem können die Hilfsorganisationen viele Gebiete erreichen, doch fehlen ihnen die Mittel, um ihre Maßnahmen ausreichend auszuweiten. Nach fast einem Drittel des Jahres verfügt der von den Vereinten Nationen geführte Plan für humanitäre Hilfe 2025 über weniger als 10 Prozent der benötigten Mittel.

Forderung nach Unterstützung ziviler Hilfsstrukturen und Wiederaufnahme der Friedensgespräche

Vor allem lokale sudanesischen Hilfsgruppen aus der Zivilbevölkerung benötigen viel mehr internationale Unterstützung. Gemeinschaftsnetzwerke stehen im Mittelpunkt der Reaktion auf die Krise. Sie richten Gemeinschaftsküchen in Gebieten ein, die internationale Organisationen nicht erreichen können, und stellen Unterkünfte für vertriebene Familien bereit.

Islamic Relief unterstützt mehrere lokale Gemeinschaftsgruppen, aber viele von ihnen werden regelmäßig angegriffen und haben mit finanziellen Engpässen zu kämpfen.

Neben der anhaltenden Gewalt hat der Krieg ebenso die Wirtschaft verwüstet. Die grassierende Inflation und die steigende Arbeitslosigkeit haben die Kaufkraft von Millionen Sudanesen geschwächt. Viele Familien können sich jetzt keine Lebensmittel mehr leisten, selbst wenn diese verfügbar sind. Islamic Relief Teams haben an Tausende von Familien, die von der Lebensmittelknappheit betroffen sind, Bargeld-Hilfen verteilt, damit sie sich auf den lokalen Märkten mit dem Nötigsten versorgen können.

Als humanitäre Organisation vor Ort ruft Islamic Relief die Regierungen auf der Londoner Konferenz am 15. April außerdem dazu auf, die Bemühungen um die Wiederaufnahme von Friedensgesprächen zu verstärken. Der politische Prozess ist weitgehend ins Stocken geraten, wird aber dringend benötigt, um die Zivilbevölkerung vor den anhaltenden Angriffen zu schützen und einen dauerhaften Frieden zu gewährleisten.

Jeder Friedensprozess muss die sudanesische Zivilgesellschaft, insbesondere Frauen, Jugendliche und die verschiedenen ethnischen Gruppen, auf sinnvolle Weise einbeziehen.

Pressekontakt:

Sara Ahmed Martinez, Pressereferentin
Telefon: 0221 200 499-2279
E-Mail: presse@islamicrelief.de

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