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Rheinische Post: Von acht zu vier Augen

Düsseldorf (ots) -

Von Gregor Mayntz
Siebenunddreißig Tage - und die große Koalition steht. Das war 
1965, als Union und SPD zum ersten Mal das Bündnis wagten. Dieses Mal
wird es deutlich länger dauern. Denn während vor vier Jahrzehnten 
wichtige gemeinsame Vorhaben sozusagen auf der Straße lagen 
(Notstandsgesetze), waren dieses Mal beide Parteien bis zum Wahltag 
nicht nur auf verschiedenen Wegen, sondern auch noch bei wichtigen 
Themen in entgegengesetzte Richtungen unterwegs. Damit das 
Zusammengehen klappen kann, bedarf es einer besonderen Dramatik, 
damit für jeden begreiflich wird, wie schwer es fällt, Positionen zu 
räumen. Eine Kostprobe liefern die Spitzentreffen. Erst erscheint 
eines als ausreichend, dann sollen es lieber zwei sein, nun glaubt 
man, drei zu brauchen, und das letzte mit open end bis in die Nacht 
hinein.
Damit am Montag die Parteivorstände grünes Licht für 
Koalitionsverhandlungen geben können, müssen Merkel, Stoiber, 
Schröder und Müntefering aus dem Acht-Augen-Gespräch eine 
Vier-Augen-Einigung machen: Denn jeder wird ein Auge zudrücken 
müssen, damit es gelingt.
Und selbst dann darf niemand Illusionen über die Bestandskraft dieses
Bündnisses haben. Es ist die für den Augenblick plausibelste Antwort 
auf den Wählerwillen. Sobald eine Seite eine andere Koalition für 
machbar hält oder sich Vorteile aus Neuwahlen ausrechnen kann, ist 
das Intermezzo vorbei.

Rückfragen bitte an:

Rheinische Post
Redaktion

Telefon: (0211) 505-2303

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