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Rheinische Post

Rheinische Post: Kommentar: Europa gibt ein Beispiel

Düsseldorf (ots) -

Europa habe keine Telefonnummer, die man im
Krisenfall anrufen könne, hat einmal der legendäre amerikanische 
Außenminister Henry Kissinger geklagt. Das mag noch immer stimmen. 
Doch anders als in früheren Zeiten zeigt der sonst vielstimmige 
europäische Chor, dass er durchaus in der Lage ist, Krisen wie die 
derzeitigen Turbulenzen auf den Finanzmärkten zumindest einzudämmen.
Wenn ein Vergleich erlaubt ist: Die Europäer sind in der Krise des 
für das Funktionieren einer Wirtschaft lebensnotwendigen 
Finanzsektors viel geschlossener, systematischer und letztlich 
erfolgreicher vorgegangen als die Amerikaner. Dass die US-Regierung 
das europäische Modell gestern mit einem 
250-Milliarden-Dollar-Programm einschließlich der Begrenzung von 
Managergehältern kopierte, unterstreicht diesen Umstand.
Die USA haben damit nicht nur materiell, sondern auch intellektuell 
ihre Vormachtstellung in Frage gestellt. Zugleich ist ihr 
Krisen-Management ein Dokument der Ratlosigkeit. Das erste Hilfspaket
in der bislang ungeahnten Dimension von 750 Milliarden Dollar konnte 
weder die Märkte auf Dauer beruhigen, noch wurde es in erster Instanz
von den die Regierung stützenden republikanischen 
Kongressabgeordneten mitgetragen. Damit haben die Amerikaner die 
Krise sogar eher verschärft, als zu ihrer Eindämmung beizutragen.
Die Europäer dürfen sich nach der konzertierten Rettungsaktion der 
Regierungen nun nicht zurücklehnen. Denn selbst wenn es gelingt, die 
Finanzmärkte wieder in geordnetere Bahnen zu lenken: Der schwerste 
Teil der Krise kommt noch. Die Wirtschaftsinstitute haben in ihrem 
Gutachten die Risiken für die Wirtschaftsentwicklung eindrücklich 
benannt. Die größte Gefahr geht vom mangelnden Vertrauen der 
Unternehmen und Haushalte in den Finanzsektor, aber auch in die 
wechselseitigen Aktionen aus. Werden die Firmen noch investieren? 
Verschieben die Verbraucher größere Anschaffungen wie den Autokauf 
oder den Erwerb einer neuen Inneneinrichtung?
Die Banken werden sehr vorsichtig sein, wenn sie neue Kredite geben. 
Und  wie immer in solchen Fällen  der Mittelstand wird als erstes 
darunter leiden. Ein solcher Prozess des gegenseitigen Misstrauens 
könnte zu einer Spirale nach unten führen. Es wird weniger 
investiert, weniger konsumiert. Das beeinflusst die Erwartungen  und 
so geht es weiter.
Dem Staat kommt also neben der Rettung der Finanzen die Aufgabe zu, 
das Vertrauen in die Wirtschaftsentwicklung wiederherzustellen. Es 
muss kein Konjunkturprogramm alter Machart mit ungehemmter 
Schuldenmacherei sein. Aber wirtschaftliche Impulse sollte der Staat 
schon setzen. Warum nicht eine Steuersenkung und ein ehrgeiziges 
Energiesparprogramm? Jetzt ist Phantasie und Mut gefragt, neue Wege 
zu gehen.

Pressekontakt:

Rheinische Post
Redaktion

Telefon: (0211) 505-2303

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