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Neues Deutschland: zu RAF und Deutscher Herbst

Berlin (ots) -

Als Rudi Dutschke 1974 am Grab des im Hungerstreik
verstorbenen RAF-Mitgliedes Holger Meins mit erhobener Faust »Der 
Kampf geht weiter« sagte, war die Aufregung groß. Linke sprachen nach
dem Tod von Mord, andere drohten öffentlich, die Leiche aus der Erde 
zu holen und aufzuhängen. Die Beerdigung Meins' wurde Teil des 
symbolischen Kampfes, der die Auseinandersetzung zwischen Staat und 
RAF begleitete und in dem Tote eine Hauptrolle spielten.
 Dieser Kampf hatte schon lange vor dem Deutschen Herbst 1977 
begonnen und er ist bis heute nicht beendet. Gestern gedachte der 
Staat erstmals mit einer zentralen Feier »seiner« Toten. Die 
verlesenen Namen beschränkten sich auf jene, die als Opfer der RAF 
von Angehörigen betrauert werden. Von den Opfern des Staates, von 
deren Familien, von den Toten bei Fahndungen und Hungerstreiks, von 
belauschten Selbstmorden kein Wort.
 Als ob nur eine Seite geschossen hätte. Fast zehn Jahre nach 
Auflösung der RAF ist der Staat nicht bereit zu demonstrieren, was er
von früheren RAF-Mitgliedern regelmäßig fordert: das Eingeständnis, 
sich schuldig gemacht zu haben. Mindestens gegenüber den Angehörigen 
»seiner« Opfer. Aber auch gegenüber der Rechtsstaatsidee, von der 
gestern so oft die Rede war.
 Mit dem Verschweigen der »anderen« Opfer hat der Staat nun noch 
einmal eines klargemacht: Der symbolische Kampf, in dem Tote die 
Hauptrolle spielen, geht weiter. Nur die Faust hat dazu in Berlin 
niemand gereckt.

Pressekontakt:

Neues Deutschland
Redaktion / CvD

Telefon: 030/29 78 17 21

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