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Westfalenpost: Disziplin und Distanz Königin Elizabeth II. hat Geburtstag

Hagen (ots) -

Von Harald Ries
In Demokratien sind Königshäuser überflüssig. Aber viele schätzen 
gerade das Überflüssige. Und womöglich stimmt der Satz gar nicht: Der
spanische König hat den Übergang von der Franco-Diktatur in die 
Moderne erleichtert; in Belgien versucht die Monarchie, uneinige 
Volksgruppen zusammenzuhalten; in Holland und Skandinavien geben die 
Königshäuser kleinen Ländern ein Gefühl von Größe.
 Vergleichbare Funktionen hat Elizabeth II. nicht. Wozu brauchen 
Engländer, Waliser, Schotten und Nordiren sie also? Nun, sie brauchen
sie natürlich nicht. Sie haben sie halt. Seit 54 Jahren. Und weil 
ihre Königin nie so getan hat, als ginge es um sie persönlich, weil 
sie sich in der Pflicht einer größeren Sache begreift, ist sie die 
Verkörperung einer tausendjährigen Tradition. Dauer wird zum Wert an 
sich, das Königshaus zum Garanten für Stabilität, das Bleibende, 
gerade in unsicheren Zeiten. Das ist vielen - wieder - wichtig.
 Anderen sind die Skandale von Charles und Di und Camilla wichtig. 
Aber die wären keine ohne die Fallhöhe: Institution hier, allzu 
menschliche Affären dort. Sonst wären Fergie, Harry oder Miss Sophie 
uninteressant. Nicht allen im Windsor-Clan ist offenbar klar: Wenn 
das Volk keine Monarchie mehr will, ist sie weg. Und das Intime 
öffentlich zu machen, schafft nur kurzfristiges Interesse - das 
wussten große Stars immer.
 Dauer braucht Disziplin, Distanz und Haltung. Danach lebt Elizabeth.
Potenziellen Nachfolgern scheint sie das nicht zuzutrauen. Aber was 
sie wirklich denkt und fühlt, wissen wir nicht. Sie ist die 
Leerstelle im Zentrum. Die Form hat keinen erkennbaren Inhalt. Das 
ist ihre größte Stärke.

Rückfragen bitte an:

Westfalenpost
Redaktion

Telefon: 02331/9174160

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