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Neue OZ: Kommentar zu Geschichte
Mauerfall
Musik

Osnabrück (ots) -

Beklemmende Klänge
Wenn ein Spross des Wagner-Clans sich zum Phänomen Wagner äußert, 
ist Skepsis angebracht: Gegen die Feindseligkeit, mit der sich die 
Familienmitglieder begegnen, nehmen sich die Bühnenintrigen des 
Clangründers wie harmloses Kasperltheater aus. Und nun holt eben 
Gottfried aus gegen den chauvinistischen und antisemitischen 
Urgroßvater.
Wie berechtigt diese Vorwürfe sind, ist eine Frage, über die man 
lang und breit debattieren kann - und immer wieder muss. Denn kein 
Werk eines Komponisten wird derart durch die ideologische Brille 
betrachtet wie das Richard Wagners. Regisseure greifen das auf, indem
sie in ihren Inszenierungen die Rezeptionsgeschichte auf der Bühne 
thematisieren. Und in der Wagner-Literatur ist das ohnehin seit 
Langem Thema.
Ein Konzert aber bietet kaum die Gelegenheit, sich mit Subtexten 
und Meta-Botschaften in Wagners Werk auseinanderzusetzen. So 
weihevoll das irisierende "Lohengrin"-Vorspiel klingen mag: Als 
Festmusik ruft es Beklemmung hervor - wegen Wagners zweifelhafter 
Gesinnung und wegen der unheilvollen Vereinnahmung dieser Musik durch
Nazi-Deutschland. Besser hätte man deshalb einen heutigen Komponisten
beauftragt, sich mit dem 9. November auseinanderzusetzen.

Pressekontakt:

Neue Osnabrücker Zeitung
Redaktion

Telefon: 0541/310 207

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