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Wohlstandswachstum in Deutschland geht spürbar zurück

Düsseldorf (ots) -

McKinsey Global Institute warnt vor Auswirkungen der Alterung der
Gesellschaft - Anstieg des Geldvermögens der Privathaushalte lässt
stark nach - Keine Besserung durch höhere Geburtenrate oder
Zuwanderung
Die Alterung der Gesellschaft sowie steigende Ausgaben für
Gesundheit und Rente haben massive Auswirkungen auf den Wohlstand der
deutschen Privathaushalte. Spätestens ab 2015 wird das Wachstum des
Nettogeldvermögens sich verlangsamen und bis zum Jahr 2024 von
derzeit 3,8 auf 2,4 Prozent jährlich zurückgehen. Damit würde der
Zuwachs um gut 25 Prozent oder 1,2 Billionen Euro niedriger ausfallen
als bei anhaltend höheren Steigerungsraten der Jahre 1986 bis 2003.
Dies könnte den privaten Konsum und das Wirtschaftswachstum spürbar
treffen. Eine höhere Geburtenrate oder mehr Zuwanderung aus dem
Ausland werden die Entwicklung allein nicht stoppen.
Zu diesem Ergebnis kommt eine neue Studie des McKinsey Global
Institute (MGI), die im Vorfeld des Davoser Wirtschaftsgipfels
vorgestellt wird. Die Untersuchung der international führenden
Topmanagement-Beratung simuliert in einem Rechenmodell die
Auswirkungen des demografischen Wandels auf die Entwicklung des
privaten Wohlstands in den USA, Japan, Deutschland, Großbritannien
und Italien. Japans Privathaushalte sind danach am stärksten
betroffen. Dort wird das Geldvermögen der Studie zufolge gar nicht
weiterwachsen und in den kommenden zwei Jahrzehnten sogar schrumpfen.
Um dieser Entwicklung entgegenzusteuern, müssten Politik und
Wirtschaft ein attraktives Umfeld für Finanzanlagen mit hohen
Renditen schaffen.
Geldvermögen - Indikator für Lebensstandard
Das Nettogeldvermögen dient als Indikator für die wirtschaftliche
Entwicklung einer Volkswirtschaft. Steigende Raten signalisieren
allgemein eine gesunde Wirtschaft, sinkende Zuwächse oder gar
abnehmende Bestände eine Verschlechterung des Lebensstandards. Neben
dem Bargeld gehören alle Guthaben zum Geldvermögen, darunter Aktien,
Versicherungsguthaben, festverzinsliche Wertpapiere, Fonds oder
Bankeinlagen. In den mehr als zehn zurückliegenden Jahren stieg das
Geldvermögen in Deutschland im Schnitt stärker als die verfügbaren
Einkommen. Verantwortlich dafür waren vor allem der Zinseszinseffekt
sowie Kursgewinne aus Aktien und Aktienfonds. Im Jahr 2003 betrug das
Nettogeldvermögen in Deutschland rund 2,4 Billionen Euro, mehr als
doppelt so viel wie zwei Jahre nach der Wiedervereinigung.
Nach Angaben von McKinsey werden fallende Geburtenraten, die
höhere Lebenserwartung und die damit verbundenen Belastungen für
Alters- und Gesundheitsvorsorge eine dramatische Veränderung des
Sparverhaltens der Menschen in der Triade zur Folge haben, die
verfügbaren Erträge aus Finanzanlagen spürbar absinken lassen und so
den Vermögensaufbau der Haushalte massiv bremsen.
Negative Folgen für das Wirtschaftswachstum
Insgesamt rechnet die Studie in den nächsten zwei Jahrzehnten mit
einer Verlangsamung des Vermögenszuwachses in den untersuchten
Ländern von zuletzt durchschnittlich 4,5 Prozent auf künftig nur noch
1,3 Prozent. Rein rechnerisch entspricht dies einem Fehlbetrag von 31
Billionen Dollar. Davon entfallen allein 19 Billionen Dollar auf die
USA.
Als Konsequenz fürchtet McKinsey negative Folgen für das
langfristige Wirtschaftswachstum. Sinkende oder deutlich langsamer
wachsende Geldvermögen der Privathaushalte verursachen Einschnitte
beim privaten Konsum sowie höhere Kapitalkosten für die Finanzierung
von Investitionen. Auf die öffentlichen Haushalte kämen weitere
Belastungen zu, die zu höheren Staatsdefiziten führen könnten.
In Deutschland hat sich bereits seit den ersten Jahren nach der
Wiedervereinigung das Wachstum des Geldvermögens abgeflacht. Vor 1991
lagen die Zuwachsraten bei acht, später nur noch bei knapp vier
Prozent. Verantwortlich dafür war vor allem das langsame Wachstum der
Spareinlagen. Die Sparquote fiel vom Spitzenwert 13 Prozent im Jahr
1991 auf 9,7 Prozent im Jahr 2000.
Nicht genug junge Sparer
Problematisch wirkt sich auch als Folge geburtenschwacher
Jahrgänge die sinkende Spitzensparerquote aus. Sie misst die Zahl der
Haushalte, die ihre finanziellen Rücklagen maximal aufstocken, im
Verhältnis zur Anzahl der Haushalte, die ihre Spitzensparjahre
bereits überschritten haben, also geringere Sparquoten aufweisen oder
ihre Spareinlagen sogar aufbrauchen. Traditionell steigen in
Deutschland die Spareinlagen nach der Haushaltsgründung steil an und
fallen mit der Altersgruppe der Endfünfziger stark ab. Die
Spitzensparjahre der deutschen Haushalte liegen zwischen dem 35. und
dem 54. Lebensjahr. Dabei sparen im Schnitt die 45- bis 46-Jährigen
das meiste Geld. Nach Angaben von McKinsey steht Deutschland am
Wendepunkt. Nach einem leichten Anstieg nach der Wiedervereinigung
wird die Spitzensparerquote bis 2024 kontinuierlich fallen.
Eine Möglichkeit, die Spitzensparerquote zu erhöhen und damit das
nachlassende Wohlstandswachstum der Privathaushalte in Deutschland zu
bremsen, wäre die Verschiebung des Renteneintrittsalters. Daneben
könnten, so die McKinsey-Studie, Anlagen mit höheren Renditen den
negativen Wachstumstrend des Geldvermögens aufhalten. Allein die
Anhebung der unrealisierten Kapitalgewinne reiche aus, um das
erkennbare Vermögensdefizit in den nächsten zwei Jahrzehnten
vollständig auszugleichen.
Dagegen sei die Steigerung der Geburtenrate nicht ausreichend. Sie
würde sich erst in mehreren Jahrzehnten auf die Spitzensparerquote
auswirken. Keine wesentliche Verbesserung erwartet McKinsey außerdem
von einer wachsenden Zahl der Immigranten. Eine Steigerung der
Nettozuwanderung um 100.000 Personen pro Jahr würde bis 2024 nur
einen Anstieg der Sparerhaushalte um 700.000 oder 1,6 Prozent zur
Folge haben, was einem Wachstum des Nettogeldvermögens von lediglich
0,7 Prozentpunkten entspräche.
Das McKinsey Global Institute
Das McKinsey Global Institute (MGI) ist eine interne
Wirtschaftsforschungseinrichtung von McKinsey & Company und wurde
1990 mit Sitz in Washington D.C. gegründet. Die weltweite Forschung
des MGI stützt sich auf exklusive Fakten und mikroökonomische
Analysen aus der Beratungsarbeit, auf die andere Forschungsinstitute
größtenteils keinen Zugriff haben.
Für weitere Informationen wenden Sie sich bitte an: 
Rolf Antrecht, 
Tel.: 0211 136-4690,  
E-Mail:  Rolf_Antrecht@mckinsey.com

Original content of: McKinsey & Company, transmitted by news aktuell

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